Manchmal sind die bewegten Bilder eben doch besser als das Buch.
Es war dieser Artikel in der FAZ, durch den ich sowohl auf das Buch als auch auf die Serie aufmerksam wurde.
Nur einen Klick weiter und zwei Minuten später, war mir klar, dass ich die Serie sehen musste. Was für ein Feuerwerk an Leidenschaft, alleine in einem Trailer von zwei Minuten!
Und das war nicht zu viel versprochen. Die Miniserie mit nur acht Folgen ist eine Wucht. Eine Wucht an Bildern, an durchgeknallten Charakteren, die man aber alle ohne Ausnahme so sympathisch findet, dass man am Ende sogar hofft, selber mal ein bisschen mehr zu wagen, selbst auf die Gefahr hin als schräger Vogel daher zu kommen. Fazit: Wer Amazon Prime hat, dem kann ich die Serie nur wärmstens empfehlen. Das ist ein schöner Ausflug in eine andere Welt.
„Das wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts über Männer und Frauen.“
The Guardian
Ich hätte mir das Buch, also die Original Vorlage von Chris Kraus nicht gekauft, wenn das Ende der Serie nicht so verstörend gewesen wäre und mich das alles nicht mit so vielen Fragen zurückgelassen hätte. Zudem wurde das Buch auch in dem oben genannten Artikel als mutiges feministisches Manifest bezeichnet und ist immerhin schon 20 Jahre alt. Und die Vermischung von Fiktion, Essay und Tagebuch klang sehr vielversprechend.
Zu Beginn der Lektüre hatte ich wirklich sehr viel Spaß, denn man hat wirklich das Gefühl, etwas näher dran zu sein, an dieser verrückten Geschichte. Näher an Chris Kraus, die so besessen von einem Menschen ist und dieses Obsession zur Kunst erhebt.
Leider tritt genau diese Geschichte irgendwann mehr und mehr in den Hintergrund und es geht vielmehr um das Leben der Autorin und Protagonistin. Um ihren Werdegang als Künstlerin, um ihre Kunst und den Kunstbetrieb im Allgemeinen. Das ist alles erst einmal wirklich interessant, aber ich glaube ich bin von alledem zu weit weg, denn im letzten Drittel des Buches hat mich diese ganze Kunstbeweihräucherung nur noch gelangweilt.
Die Personen dieses Buches sind alle real und ich frage mich, ob der Kunstbetrieb wirklich so durchgeknallt ist. Und warum dieses Buch ein feministisches Manifest sein soll, muss ich mir von einer ausgewiesenen Feministin auch erst noch erklären lassen.
Mein Fazit: Allen, die nach der Serie noch nicht genug haben von durchgeknallten Künstlern, und allen großen Fans von Chris Kraus kann ich dieses Buch durchaus empfehlen. So richtig gute Unterhaltung war es für mich allerdings nicht. Aber ein paar schöne Zitate über das Lesen und Schreiben waren schon dabei.
„Du magst Bücher viel zu sehr, und du hälst Bücher für deine Freunde. Das eine Buch führt dich zum nächsten wie serielle Monogamie. Lieber Dick, ich habe nie studiert, doch jedes Mal, wenn ich in eine Bibliothek gehe, kriege ich einen Rausch wie beim Sex oder wie während der ersten Minuten auf Acid, wenn man gerade beginnt abzuheben. Mein Gehirn wird ganz cremig vor lauter asooziativen Gedanken.“
Nun ja, ganz so ist es bei mir nicht. Aber es fühlt sich schon gut an.
I love Dick von Chris Kraus, Matthes & Seitz Berlin, 22 €